Kundgebung am 16.2.: Eine Wissenschaft für die Menschen – Kein Cyber Valley!

Auch 2019... we're still not loving Cyber Valley!!
Die vergangenen Wochen und Monate stellen für uns einen großen Erfolg dar:
wir haben es geschafft, die Debatte um das Cyber Valley in die Tübinger Öffentlichkeit zu bringen und
unsere vielseitigen Kritikpunkte fest in der Diskussion zu verankern!
An dieser Stelle möchten wir allen danken, die uns in diesem Anliegen unterstützt haben und sich mit Wort und Tat
an unseren Aktionen beteiligt haben. Dazu zählen vor allem auch die Besetzer*innen des Kupferbaus, die mit viel Energie
über mehrere Wochen ein spitzenmäßiges Besetzungsprogramm auf die Beine gestellt haben. Die Kupferbau-Besetzung hat
nicht nur den NoCyberValley-Protest gestärkt,sondern auch zahlreiche Solidaritätsbekundungen von internationalen
Hochschulgruppen und KI-kritischen Zusammenschlüssen erhalten (alle hier nachzulesen).
Bei allem, was wir in den letzten Monaten gelernt haben, können wir sagen:
Auch 2019 - still not loving Cyber Valley!
Mit diesem Statement wollen wir das kommende Jahr starten mit einer Kundgebung am 16. Februar.
Der Aufruf zur Kundgebung folgt:

Eine Wissenschaft für die Menschen – Kein Cyber Valley!

Samstag, 16. Februar 2019 // ab 13Uhr // auf dem Holzmarkt

 

Im Dezember 2016 wurde die Forschungsinitiative Cyber Valley ins Leben gerufen, durch die das Neckartal zu “Ökosystem für die Entwicklung künstlicher Intelligenz” werden soll. Seitdem sind über 150 Mio. Euro in das Projekt geflossen. Ziel ist es, eine “kritische Masse” an Daten, Unternehmen und Forschenden zu erreichen, um “disruptive Innovationen” schnell in die Praxis umzusetzen. Hierzu ist geplant, die Gründung von Startup-Unternehmen zu fördern, um enorme private Gewinne zu ermöglichen und unternehmerische Forscher*innen nach Tübingen zu locken.

Das räumliche Zentrum des Cyber Valley entsteht aktuell auf der Oberen Viehweide bei den Max-Planck-Instituten in Tübingen. Hier soll zukünftig auch ein Forschungszentrum des Amazon-Konzerns gebaut werden, dessen Beteiligung v.a. für die “internationale Strahlkraft” des Projekts essentiell sei, aber auch, weil das Unternehmen die enormen Datenmengen zur Verfügung stellen kann, mit denen Methoden des Maschinellen Lernens entwickelt und erprobt werden.

Künstliche Intelligenz und das Maschinelle Lernen auf der Grundlage von Big Data sind v.a. auch militärisch relevant und eröffnen wahrhaft dystopische Möglichkeiten zur Überwachung und Steuerung der Bevölkerung. Einer Lösung der drängenden Menschheitsprobleme wie dem Klimawandel werden sie uns nicht näherbringen. Dies gilt insbesondere im Falle des Cyber Valley, wo diese Forschung auf die Erzeugung privater Gewinne ausgerichtet ist und in enger Zusammenarbeit mit der Automobil- und tw. sogar der Rüstungsindustrie stattfindet. Auch die intransparente und undemokratische Entstehungsgeschichte des Cyber Valley lässt uns nicht annehmen, dass hier Forschung im Dienste der Allgemeinheit stattfinden soll. Vielmehr handelt es sich um eine Forschungspolitik, die der Umverteilung von unten nach oben dient und (kritische) Sozial- und Geisteswissenschaften weiter marginalisiert und präkarisiert. Dies gilt auch für die vorgesehenen Bauprojekte und die Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt. So sollen für den Bau des Amazon-Entwicklungszentrums öffentliche Flächen der Stadt verkauft werden. Die Verknappung öffentlichen Eigentums bei gleichzeitigem Zuzug internationaler “Spitzenkräfte” wird die Mieten weiter steigen lassen – beobachten lässt sich diese Verdrängung und Spaltung der Gesellschaft bereits seit Jahren am großen Vorbild des Cyber Valley: dem Silicon Valley in der Bay Area bei San Francisco.

Die Proteste gegen das Cyber Valley begannen im Sommer des vergangenen Jahres mit einer Kundgebung. Seit dem fanden verschiedene Aktionen und Veranstaltungen statt, darunter eine Demonstration und die Besetzung des Hörsaalzentrums Kupferbau. Das öffentliche Bewusstsein und die Diskussion über das Cyber Valley, seine Auswirkungen auf Stadt und Universität haben dadurch enorm zugenommen. Es wurde über die Steuervermeidung, die Geschäftspraktiken und die Dienstleistungen des Amazon-Konzerns für das Pentagon informiert. Die Beteiligten sahen sich genötigt, zu reagieren und der Tübinger Gemeinderat fordert einen “Ethikkatalog” – ohne von seiner Unterstützung für das Projekt abzurücken.

Wir fordern weiterhin:

  • Eine Offenlegung aller Pläne und Strukturen des Cyber Valley;
  • Eine umfassende Demokratisierung und Grundfinanzierung der Hochschulen statt deren weitere Ökonomisierung;
  • Keine Ansiedelung des Amazon-Konzerns in Tübingen und keinen Verkauf öffentlicher Flächen;
  • Keine schnelle Umsetzung neuer Technologien in die Praxis ohne öffentliche Diskussion, Technikfolgenabschätzung und kritische, sozialwissenschaftliche Begleitforschung;
  • Eine Zivilklausel für den Technologiepark;
  • Eine soziale Stadt für Alle statt den “Kampf um die besten Köpfe” auf dem Wohnungsmarkt;
  • Kurz gesagt:
    Eine Wissenschaft, die den Menschen dient – nicht Industrie, Überwachung und Krieg!

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